Jeder redet aktuell von der Digitalisierung als einer Gemeinschaftsaufgabe, als ginge es um ein Heilsversprechen, das wir besser heute schon als morgen umgesetzt haben müssen.
Mit der Digitalisierung, die durch die aktuellen Pandemiemaßnahmen einen ungeahnten Schub erfahren hat, ändern sich unsere Lebenswelten radikal. Davon können wir uns tagtäglich ein neues Bild machen. Wo vor kurzem noch die Bequemlichkeit, dass alles vom Einkaufen bis zuir Partnerwahl on your fingertips verfügbar war, Entzücken hervorgerufen hat, dominieren aktuell die Klagen über Beziehungslosigkeit, Vereinzelung, Stress und Ängste. Digitalisierung ist zwiespältig: Chance und Zwang, Option und Restriktion. Sie ändert unsere Lebensbedingungen in jeglicher Hinsicht, ähnlich wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Sie lässt uns dafür aber nicht ein Jahrhundert Zeit, sondern nicht einmal ein Jahrzehnt.
Digitalisierung bieten neue Chancen für mehr Nachhaltigkeit und effizientere Energiesteuerung, aber auch neue Gefahren durch den Verlust an Kontrolle über die eigenen Daten. Arbeitstätigkeiten, berufliche Anforderungen und Arbeitsplätze der Zukunft werden sich in vielen Branchen radikal verändern. Wir werden uns Beispiele für diese Prozesse anschauen und untersuchen, wie die Technik der Zukunft heute schon die Menschen und Lebenswelten verändert.
Die Lehrveranstaltung thematisiert die zentralen Metaprozesse unserer Gesellschaft Mediatisierung und Digitalisierung und erforscht, wie die Lebenswelten der Zukunft jetzt schon aussehen und welche Handlungsmöglichkeiten wir haben, um diese Lebenswelten mitzugestalten. Wir schauen uns die Digitalisierung in maßgeblichen Lebensbereichen an und werfen auch einen ausführlichen Blick in die Prozesse hinter den sichtbaren Prozessen: Algorithmisierung, Big Data, Kontrolle, Monopolisierung. Die zentrale Frage ist: wie ändern sich unsere alltäglichen Prozesse?