Übung: BA S Hi/1713/S10.1/1i Personenzentrierte Beratung - Trainingskurs A/b (Anke Well) (findet nicht statt 22.9.17) - Details

Übung: BA S Hi/1713/S10.1/1i Personenzentrierte Beratung - Trainingskurs A/b (Anke Well) (findet nicht statt 22.9.17) - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Übung: BA S Hi/1713/S10.1/1i Personenzentrierte Beratung - Trainingskurs A/b (Anke Well) (findet nicht statt 22.9.17)
Untertitel (Dauer: 2 Semester)
Veranstaltungsnummer BA S Hi/1713/S10.1/1i
Semester WiSe 2017/18
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 0
maximale Teilnehmendenanzahl 23
Heimat-Einrichtung Stg BA Soziale Arbeit Hildesheim (BA S Hi)
Veranstaltungstyp Übung in der Kategorie Lehre
SWS für Studierende 4

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Geschichte
Die personzentrierte Beratung geht auf den US-amerikanischen Psychologen Carl R. Rogers (1902-1987) zurück. In der Behandlung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten geriet er zu Beginn seiner Arbeit schon bald an seine Grenzen. Im Gespräch mit einer Mutter wollte er ihr erklären, dass das Kind deshalb so auffällig sei, weil sie es früh abgelehnt hatte. Die Gespräche drehten sich im Kreise und verliefen ohne Ergebnis. Völlig frustriert schreibt Rogers: „Ich erklärte ihr, dass es so aussähe, als hätten wir beide alles versucht, doch letztlich versagt, und dass wir genauso gut unsere Treffen aufgeben könnten. Sie stimmte zu und so beendeten wir das Gespräch; wir schüttelten uns die Hände und sie ging zur Sprechzimmertür. Dort drehte sie sich um und fragte: „Nehmen Sie auch Erwachsene zur Beratung an?“ Als ich zustimmte, sagte sie: „ Also, ich brauche Hilfe.“ Sie kehrte zu dem Stuhl zurück, den sie eben verlassen hatte und begann, eruptiv die Verzweiflung über ihre Ehe, das gestörte Verhältnis zum Ehemann, das Gefühl des Versagens und der Verwirrung mitzuteilen – alles ganz anders, als die „sterile Fallgeschichte“, die sie früher vorgebracht hatte. Die wirkliche Therapie setzte in diesem Moment ein und führte zum Erfolg.“ (Carl Rogers, Entwicklung der Persönlichkeit, Stuttgart 2008, S. 28) Diese kurze Geschichte markiert einen Wendepunkt in der therapeutischen Arbeit. Rogers versteht plötzlich, dass die Klientin die ganze Zeit weiß, „ wo der Schuh drückt, welche Richtung einzuschlagen, welche Probleme entscheidend, welche Erfahrungen tief begraben gewesen sind. Langsam merkte ich, dass, wenn ich es nicht nötig hätte, meine Cleverness und Gelehrsamkeit zu demonstrieren, ich besser daran täte, mich auf den Klienten zu verlassen, was die Richtung des Prozessablaufs anging.“ (Ebd.) Rogers konzentrierte seine Forschungsarbeit zeitlebens auf die Frage, was einen Menschen dazu bringt, sein Herz so weit zu öffnen, dass die Person innerlich ganz klar wird und weiß, in welche Richtung sie gehen muss, um Heilung zu erfahren, zu wachsen, zur „fully functioning person“ (Rogers) heranzureifen.

Theoretische Grundlagen
Das Streben nach Wachstum, Heilung und Selbstverwirklichung wohnt jedem Lebewesen und jedem lebendigen System inne. Es kann allerdings gestört sein, so dass wir es nur noch verzerrt sehen. Das nennt Rogers Inkongruenz. Beispiel: Eine junge Frau ritzt sich die Arme auf und trägt deshalb nur langärmlige Kleidung. Sie möchte nicht, dass es bemerkt wird, denn ihre Eltern haben sie deshalb immer gescholten. Als sie eines Sommertages in die Beratung kommt, spricht die Beraterin sie auf ihre Kleidung an. Der Kontakt zwischen beiden ist bereits vertrauensvoll. Im Gespräch geht es dann darum, dass die Frau die Schmerzen beim Ritzen als Erlösung empfindet und sich hierdurch wieder ganz mit ihrem Körper verbunden fühlt. Durch die einfühlsame Begleitung der Beraterin kann sie zum ersten Mal die dahinter verborgenen seelischen Schmerzen erleben und darüber weinen. Sie erkennt, wie sie sich besser vor Verletzungen schützen kann und welche Kontakte ihr guttun und welche nicht. So entwickelt sie mit der Zeit bessere Beziehungen, in denen sie mehr Zärtlichkeit und Nähe erfährt, so dass sie sich anders als über das Ritzen mit dem Leben verbinden kann. Der Spannungsdruck in Stressmomenten wird allmählich immer geringer, weil sie sich selbst nicht mehr dafür verurteilt, wenn sie wieder im Begriff ist sich selbst weh zu tun. Sie kann inzwischen eine Freundin anrufen und alles besprechen, so dass sie sich anders mit Angst, Unsicherheit oder Schmerz, aber auch mit positiven starken Gefühlen auseinandersetzen kann. – Dies kleine Beispiel zeigt, dass die unbedingte Wertschätzung für die Klientin dieser einen Erlebensraum eröffnet, der ihr hilft, die Sprache ihres Symptoms zu verstehen und anzunehmen, um wie von selbst nach Menschen und Erfahrungen zu suchen, die sie heilen lassen. Dass die Beraterin ihre zu warme Kleidung nicht bewertet, sondern im schon stabilen Kontakt eine Inkongruenz benennt, hilft der Klientin, sich selbst auf die Spur zu kommen. Die Beraterin verzichtet auf den Habitus der Spezialistin, vielmehr ist sie ganz authentisch und im Kontakt: Sie fragt sich einfach, wieso jemand im Sommer langärmlig trägt und äußert das in akzeptierender Weise. Nicht also Expertengehabe und Symptomfixierung, sondern die konsequente Ausrichtung auf die Ressourcen einer Person in einer vertrauensvollen Beziehung ist das primäre Wirkprinzip der Psychotherapie und der Beratung. Der Beratungsprozess richtet sich auf die Aktualisierungstendenz als der grundsätzlichen Fähigkeit eines Organismus, sich selbst zu erhalten und weiter zu entwickeln. Rogers bezeichnet sie als „die dem Organismus innewohnende Tendenz zur Entwicklung all seiner Möglichkeiten; und zwar so, dass sie der Erhaltung oder Förderung des Organismus dienen.“ (Rogers, Personzentriert. Grundlagen von Theorie und Praxis, Mainz 1991, S. 21)

Ziele der Beratung
Die Beratung soll den Klienten ermöglichen, ihre Persönlichkeit so zu entwickeln, dass Angst, Unsicherheit und Spannungsdruck, die aus der Diskrepanz zwischen organismischem Erleben und Selbstkonzept entstehen, sich verringern. Das ist möglich, indem die Klienten sich im Laufe der Beratung selbst einfühlend verstehen lernen, ihre eigene Person unbedingt wertschätzen lernen und immer kongruenter werden. Sie lernen, das eigene Innenleben zu explorieren und Verhaltensweisen zu überdenken, die ihnen selbst und anderen schaden. Die Beratenden lernen ihrerseits, was es bedeutet, mit diesem Ansatz in einer Institution zu arbeiten und reflektieren ein mögliches Doppelmandat. (Unsicherer und ängstlicher und/oder aggressiver, rassistischer, sexistischer Klient auf der einen Seite, Institution mit Dokumentationspflichten und keinem Zeugnisverweigerungsrecht auf Seiten der Beratenden.) Ein wichtiger Bestandteil des Moduls ist die Selbstreflexivität aller Beratungstätigkeit vor allem in Zwangskontexten.

Inhalt
Theorie:
Theoretische Grundlagen des personzentrierten Konzeptes
Prinzipien der personzentrierten Beratung
Darstellung und Demonstration personzentrierter Vorgehensweisen in verschiedenen Tätigkeitsfeldern
Erklärungsmodelle für menschliche Verhaltensweisen, -normen, -störungen und –änderungen
Praxis:
Erlernen der personzentrierten Haltungen Echtheit, Akzeptanz und Empathie und deren Umsetzung in konkretes Verhalten
Erwerb von Fertigkeiten zur Gestaltung einer professionellen Beziehung und professionellen Formen der Kommunikation
Erarbeitung und Einübung personzentrierter Vorgehensweisen in Bezug auf unterschiedliche tätigkeitsfeldspezifische Aufgaben, Klienten und Rahmenbedingungen.
Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung
Kollegiale Gruppenarbeit

Arbeitsform
Wir arbeiten an den angegebenen Wochenenden im Plenum. Zusätzlich finden über das Semester verteilt sechs Peergroup-Treffen statt, die verbindlich sind. Zusammensetzung und Termine vereinbaren wir gemeinsam im Rahmen unserer ersten gemeinsamen Sitzung.

Literatur
Norbert Groddeck, Carl Rogers. Wegbereiter der modernen Psychotherapie, Darmstadt 2006
Carl R. Rogers, Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie, Frankfurt 2004
Carl R. Rogers Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen, Köln 1991
Jürgen Kriz/Thomas Slunecko, Gesprächspsychotherapie. Die therapeutische Vielfalt des personzentrierten Ansatzes
Sabine Weinberger, Klientenzentrierte Gesprächsführung. Lern- und Praxisanleitung für psychosoziale Berufe, Weinheim und Basel 2013
Für einen praxisnahen, schnellen Einblick empfehle ich Ihnen einen Besuch auf der Homepage der Gesellschaft für Personzentrierte Psychotherapie und Beratung e.V. und hier vor allem die folgenden Fachtexte unter dem Button Wissen und Service:
Dorothea Kunze, Das Personzentrierte Konzept in Beratung und Pädagogik
Dorothea Hüsson, Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis: Sina - ein traumatisiertes Kind erhält Spieltherapie
Jürgen Sehring, Empathie gegenüber Rassismus und Intoleranz? Herausforderungen für eine personzentrierte Haltung in der Sozialen Arbeit

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Beratung S10.1".