Übung: BA S Hi/S10.1/1j Systemische Beratung - Trainingskurs A/f - Details

Übung: BA S Hi/S10.1/1j Systemische Beratung - Trainingskurs A/f - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Übung: BA S Hi/S10.1/1j Systemische Beratung - Trainingskurs A/f
Veranstaltungsnummer BA S Hi/S10.1/1j
Semester WiSe 2021/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 12
maximale Teilnehmendenanzahl 14
Heimat-Einrichtung Stg BA Soziale Arbeit Hildesheim (BA S Hi)
Veranstaltungstyp Übung in der Kategorie Lehre
Erster Termin Donnerstag, 14.10.2021 14:00 - 18:00, Ort: HIG_115 Besprechungsraum
SWS für Studierende 4

Kommentar/Beschreibung

Systemische Beratung (STB)

Der Systemische Ansatz ist eine hilfreiche Grundlage in allen beratenden und pädagogischen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit. Dieser Trainingskurs „Systemische Beratung“ hat das Ziel das systemische Denken und Handeln gemeinsam zu erkunden. Die theoretischen Grundlagen werden in engem Bezug zur Praxis erschlossen. Es werden verschiedene systemische Fragetechniken und Methoden in Rollenspielen oder Life-Demonstrationen erprobt um die Systemische Haltung erfahrbar zu machen. Dies erfolgt anhand vieler Beispiele aus laufendem Erfahrungshintergrund, so dass sich die Vielfalt der Möglichkeiten, aber auch der Grenzen der Systemischen Therapie und Beratung aufzeigen.

Hauptberuflich bin ich seit vielen Jahren in der psychiatrischen klinischen Sozialarbeit mit einhergehendem therapeutischen Auftrag an der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. Mein Erfahrungshintergrund bezieht sich sowohl auf ambulante, teilstationäre, als auch vollstationäre Zusammenhänge. Die Systemische Haltung dient mir als Grundlage für die verschiedenen täglichen Beratungskontexte (Einzel-, Paar- und Familiengespräche) als auch für den Umgang mit Angehörigen und den komplexen Hilfesystemen (Fallbesprechungen, Hilfekonferenzen, Kontakten mit Wohnheimen oder Ambulante Hilfen etc).

1. Geschichte
Die systemische Therapie und Beratung entwickelte sich ab ca. 1960 vor allem aus den Bereichen der Sozialen Arbeit und der Psychiatrie-Forschung. In beiden Kontexten fiel auf, dass es oft keinen Sinn machte, Klient*innen isoliert zu betrachten und zu behandeln. Sozialarbeiter*innen beispielsweise betonten schon damals, dass ihnen das Verhalten der Eltern oder anderer naher Bezugspersonen oft genauso unverständlich, problematisch oder verrückt erschien wie das der Hilfesuchenden selbst. So ging man dazu über, ganze Systeme zu beschreiben und zu behandeln.
Zunächst experimentierte und forschte man vor allem mit Familien. Deshalb wurde systemische Therapie zunächst als ‚Familientherapie’ bekannt. Inzwischen spricht man von 'Systemischer Therapie und Beratung'. Denn Menschen leben auch in anderen Systemen und Kontexten (Schule, Peergroups, Arbeitsplatz etc.), die einen Einfluss auf sie haben und umgekehrt von ihnen beeinflusst werden. Systemisches Denken und Handeln hat sich inzwischen entsprechend auch in Schulen, Organisationen, im Management und in der Familienmedizin etc. etabliert.

2. Theoretische Grundlagen
Die systemische Therapie/Beratung (STB) beruht auf Erkenntnissen der modernen Systemwissenschaften wie u.a. der Systemtheorie, der Kommunikationstheorie und der Kybernetik. Auf der Grundlage dieser Modelle betrachtet die STB Störungen bzw. Symptome eines Individuums im Interaktionsgeflecht seiner Beziehungen. Diese werden also nicht intrapsychisch gedeutet, sondern als Beziehungsphänomene beschrieben. Erklärungs-ansätze berücksichtigen entsprechend den Lebenskontext (situativ, familiär, gesellschaftlich, historisch) des Individuums, in dem sein Verhalten Sinn macht und somit verstehbar wird. Statt einseitig gerichteten Ursache-Wirkungs-Ketten (lineare Kausalität) zu folgen, beschreibt die STB, wie sich Verhaltensweisen gegenseitig bedingen (Zirkularität, Rekursivität, Selbstreferenz).
Die STB impliziert eine lösungsorientierte statt einer problemorientierten Sichtweise und geht davon aus, dass jeder Mensch Fähigkeiten und Ressourcen hat, seine Situation mitzugestalten, nur möglicherweise noch nicht in der Lage dazu ist einen Handlungsspielraum zu erkennen und zu nutzen.
Weitere wichtige Grundlage sind die Ideen des Konstruktivismus. Dazu gehört die Erkenntnis, dass es keine von Beobachter*innen unabhängige Wirklichkeit gibt und dass bereits der Beobachtungsvorgang verändert, was beobachtet wird. Das bedeutet konkret: Berater*innen können nicht länger die Rolle von unbeteiligten Beobachter*innen einnehmen. Sie bestimmen vielmehr die Eigenschaften des beobachteten Systems mit und damit werden sie in die beobachtete Wirklichkeit einbezogen, sind Teil von ihr. Konsequenz: Berater*innen müssen Verantwortung für ihr Verhalten, ihre Beschreibungsmodelle sowie deren Implikationen übernehmen.

3. Ziele systemischer Beratung
Systemische Beratung orientiert sich an einem Evolutionsmodell. Es gilt das Prinzip des Anstoßens, des Verflüssigens, nicht des Durcharbeitens. Durch die Einführung neuer Informationen und/oder die Verstörung von alten Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern und Problemlösestrategien während der Sitzungen werden neue Möglichkeiten der Selbstorganisation geschaffen.

4. Methoden
Die systemische Beratung verfügt über eine Vielzahl von Methoden, welche je nach Kontext modifiziert werden müssen. Dazu gehören unter anderem:

• Genogrammarbeit (Visualisierung von Familienzusammenhängen) oder Organigrammen (Visualisierung von Organisationsschemata)
• Detaillierte Kontextklärung (Ggf. stellt ein Symptom / ein Verhalten eine Lösung eines sonst unlösbar scheinenden Problems dar)
• Auftrags- und Zielklärung
• Hypothesenbildung (der Versuch, alle über ein bestimmtes System zur Verfügung stehenden Informationen entsprechend einer zirkulären Sichtweise zu ordnen)
• Zirkuläres Fragen (eine spezielle Fragetechnik die darauf abzielt, als Berater*in sowohl relevante Informationen über ein System zu gewinnen als auch dem System neue Informationen anzubieten).
• Reflecting Team (die Zusammenarbeit mit Kollegen/einem Team, welche die Sitzung mitverfolgen und ihre jeweiligen Sichtweisen - in Anwesenheit des Klienten hinzufügen).

5. Einsatzmöglichkeiten und Grenzen
Systemisches Denken und Handeln hat sich inzwischen nicht nur in der Beratung (mit Einzelnen, Paaren, Familien, Gruppen) fest etabliert, sondern ist auch erfolgreich z.B. in den Bereichen Coaching, Organisationsentwicklung, Management, Supervision, systemische Familienmedizin. Systemisches, d.h. vernetztes, zirkuläres Denken ist prinzipiell überall sinnvoll einsetzbar. Grenzen liegen nicht in der Methode, sondern in der Notwendigkeit diese dem Kontext und den eigenen Möglichkeiten als Berater*in anzupassen.

6. Seminarplanung
In den Trainingskursen ‚Systemische Beratung’ geht es zunächst darum, das beschriebene vernetzte, kontextbezogene Denken zu reflektieren und sich mit dem entsprechenden Menschenbild vertraut zu machen. Anschließend werden die zentralen Methoden dieses Ansatzes (Hypothesenbildung, Genogramm-Arbeit, Zirkuläres Fragen, Reframing etc.) vorgestellt. Mit Hilfe von Videos, Life-Demonstrationen und Rollenspielen wird in Kleingruppen geübt:

• Wie wird die Beratung optimal vorbereitet?
• Wie sieht der Ablauf eines ersten Gesprächs aus?
• Welche Unterschiede gibt es zwischen Einzel-, Paar- und Familiengesprächen?
• Wie gelingt es mir, einen guten Kontakt – auch zu ‚schwierigen’ Klienten – herzustellen und aufrechtzuerhalten?
• Wie gehe ich vor, wenn jemand zwangsweise zu mir in die Beratung kommt (meine Position zwischen Beratung und Kontrolle)?
• Wie gehe ich mit ‚Widerstand’ um und was tue ich, wenn ich in einer ‚Sackgasse’ gelandet bin?
• Welche Rolle spielt der Beratungskontext/andere Helfersysteme? etc.
• Wie gelingt es mir, meine sprachliche Kompetenz zu erhöhen (sinnvolle, hilfreiche und Entwicklung fördernde Fragen zu stellen)?

Die beschriebenen Theorie- und Praxisteile werden ergänzt durch Selbstreflexion in Kleingruppen (Aus welchem ‚System’ stamme ich und wie prägt dies meine Wahrnehmung von bestimmten Klienten und Beratungssituationen?)

7. Einführende Literatur:

Arist von Schlippe/Jochen Schweitzer:
Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung.
Göttingen, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
(Das Buch entwickelt praxisbezogen die theoretischen Konzepte, die hinter systemischem Denken stehen, macht eingehend vertraut mit den Techniken und Anwendungsmöglichkeiten und veranschaulicht sie an zahlreichen Fallbeispielen. Ein sehr gutes Grundlagenwerk zum Einstieg).

Fritz Simon/Christl Rech-Simon:
Zirkuläres Fragen. Systemische Therapie in Fallbeispielen. Ein Lernbuch.
Heidelberg, Carl-Auer-Verlag
(Sehr anschaulich und praxisnah werden die einzelnen Schritte systemischer Beratungsgespräche anhand von kommentierten Gesprächsausschnitten dargestellt. Eine anspruchsvolle, aber sehr leicht lesbare und anschauliche Einführung)

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "S10.1/K10.1 Beratung".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Diese Regel gilt von 06.09.2021 08:00 bis 09.09.2021 08:00.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • PibLes (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in besonderen Lebenssituationen) WiSe 2021 (WiSe 2021/22)
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
  • Diese Regel gilt von 09.09.2021 08:00 bis 15.09.2021 20:00.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • Gremienarbeit (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in Gremien) WiSe 2021/22 (WiSe 2021/22)
  • Die Anmeldung zu maximal 1 Veranstaltungen des Anmeldesets ist erlaubt.
  • Die Anmeldung ist möglich von 06.09.2021, 08:00 bis 31.10.2021, 23:59.
Veranstaltungszuordnung: