Projekt: BA S Hi/S12.2/1b + 2b Armut und Überschuldung – fachliche und methodische Anforderungen an eine Sozialberatung in der digitalisierten Geld- und Konsumgesellschaft I - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Projekt: BA S Hi/S12.2/1b + 2b Armut und Überschuldung – fachliche und methodische Anforderungen an eine Sozialberatung in der digitalisierten Geld- und Konsumgesellschaft I
Untertitel (Grundlagen und Konzepte/ TPS)
Veranstaltungsnummer BA S Hi/S12.2/1b + 2b
Semester WiSe 2020/21
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 17
maximale Teilnehmendenanzahl 18
Heimat-Einrichtung Stg BA Soziale Arbeit Hildesheim (BA S Hi)
Veranstaltungstyp Projekt in der Kategorie Lehre
Erster Termin Donnerstag, 15.10.2020 08:00 - 12:00, Ort: (Online oder Präsenz)
Art/Form Vorlesung/Seminar/Projekt
SWS für Studierende 4
Sonstiges rollstuhlgerecht

Räume und Zeiten

(Online oder Präsenz)
Donnerstag: 08:00 - 12:00, wöchentlich (14x)
(Querwoche)
Donnerstag: 08:00 - 12:00, wöchentlich (1x)

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Hinweis:
Dauer des Projekts = 2 Semester! Das Projekt läuft seit einem Semester. Die Teilnahme weiterer Studierender ist daher leider nicht möglich
Projektbeschreibung:
Trotz wirtschaftlichen Wachstums und positiver Entwicklungen am Arbeitsmarkt haben sich die Armutsrisiken für einzelne Gruppen im deutschen Sozialstaat seit Jahren nicht reduziert. Mehr als 3 Mio. Privathaushalte galten 2019 als überschuldet. Aufgrund von Energiearmut hatten ca. 300.000 Haushalte 2018 zeitweise keine Stromversorgung. Die Gerichte verzeichnen steigende Zahlen bei den Räumungsklagen und immer mehr Menschen sind von drohender Wohnungslosigkeit oder akutem Wohnungsverlust bei gleichzeitig steigenden Mieten betroffen. Sogenannte Ernährungsarmut führt mit dazu, dass über 1,5 Mio. Menschen regelmäßig die Lebensmittelausgaben der „Tafeln“ nutzen. Diese ausgewählten empirischen Befunde lassen erkennen, wie wichtig eine kompetente Sozialberatung im Rahmen der Sozialen Arbeit individuell und gesamtgesellschaftlich ist.
In den fachlichen und theoretischen Bezügen wählt das Lehrprojekt die methodischen Anforderungen an die Soziale Arbeit als Gegenstand, die sich über bisherige materielle Armutsrisiken in Form von Kinderarmut, Armut von allein Erziehenden, Niedrigeinkommen der „working poor“, sowie durch eine neue Altersarmut, Energiearmut, Ernährungsarmut und extreme Armutslagen wohnungsloser Menschen ausdrücken. Oft können schon die bisherigen Armutsrisiken im Rahmen Sozialer Arbeit nur begrenzt vermieden und vielfach auch nicht nachhaltig bearbeitet werden. Gleichzeitig stellen sich durch einen sozioökonomischen und technischen Wandel mit der Digitalisierung des Konsum- und Finanzdienstleistungssystems zusätzliche und grundlegend neue Herausforderungen für die in ihren Teilhabechancen benachteiligten Gruppen und damit auch für Sozialberatung in der Soziale Arbeit. Die Digitalisierung hat vielfach eine Technisierung, Intransparenz und Beschleunigung von Alltagsroutinen zur Folge und die neue „digitale Ungleichheit“ führt zu veränderten Armutsrisiken und Lebenslagen. Ihren Ausdruck finden diese Prozesse sehr konkret im „online-banking“, oft mit fehlenden Zugängen zu einem Girokonto verbunden, in Entwicklungen einer künftig „bargeldlosen Gesellschaft“, die zum Teil auf intransparenten Scoring- und Informationssystemen basiert (Kreditvergabe, SCHUFA, Inkassopraxis, usw.), bis hin zum „online-shopping“ und „online-Finanzdienstleistungen“, die Wissen und veränderte Kompetenzen im Alltagshandeln voraussetzen. Für arme bzw. mehrfach benachteiligte Menschen stellen sich Herausforderungen, die sozialwissenschaftlich noch kaum untersucht sind. Auch die Soziale Arbeit reagiert auf diesen grundlegenden Wandel bisher eher passiv und es mangelt an theoretischen und systematischen Erklärungsansätzen sowie an adäquaten Beratungskonzepten und an sozial- und verbraucherpolitischen Initiativen.
Hinzu kommen rechtlich-institutionelle „Hybridisierungen“, in denen das soziale Problem Armut nicht mehr allein über das öffentliche Sozialrecht, sondern häufig auch über das Zivilrecht reguliert wird (InsO, Schuldnerschutz nach ZPO, Verbraucherschutz). Auch die Grenzen zwischen „öffentlicher Daseinsvorsorge“ und „privaten gewinnorientierten Unterstützungssystemen“ werden unscharf. . Zudem lassen sich klassische Grenzen zwischen der Sozialen Arbeit (Sozialpolitik), der Verbraucherberatung (Verbraucher-, Umwelt- und Landwirtschaftspolitik) nicht mehr so klar definieren. IN den genannten Perspektiven sollen in einem zweisemestrigen Projekt die künftigen fachlichen, methodischen und politischen Anforderungen an eine Sozialberatung in der Sozialen Arbeit genauer analysiert werden. Die Erkenntnisse sollen in Form von Konzepten und Handlungsempfehlungen der Fachpraxis zugänglich gemacht werden. Bei Interesse und Engagement der Studierenden ist zum Projektabschluss eine Publikation denkbar. Im Bereich der Entwicklungen hin zu einer „bargeldlosen Konsumgesellschaft“ ist im Rahmen des Projekts auch ein analytischer Blick über die Ländergrenzen (Schweden, USA, China…) als Teilprojekt denkbar. Das Lehrprojekt bietet sowohl forschungspraktische als auch beratungspraktische Elemente. Praktika sind bei Sozialbehörden (SGB XII), Jobcenter (SGB II), sowie in Schuldnerberatungsstellen (nach Absprache mit dem Dozenten), in der Wohnungslosenhilfe, bei Sozialberatungsstellen und evtl. auch bei Verbraucherberatungsstellen sowie im Rahmen von Forschungsarbeiten möglich. Der Projektbericht muss dabei thematisch auf das Handlungs- oder auf das Forschungsfeld des Praktikums bezogen sein.
Die genauen thematischen Schwerpunkte des Lehrprojekts und Möglichkeiten für die Studierenden, entweder individuell oder in Gruppen jeweils ein „Teilprojekt“ zu realisieren, werden genauer abgesprochen und von den Lehrenden intensiv begleitet.
Vorläufige/erste Literaturempfehlungen:
Ansen, Harald (2018): Soziale Schuldnerberatung. Prävention und Intervention: Stuttgart: W. Kohlhammer.

Bauman, Zygmunt (2009): Leben als Konsum. Hamburg: Hamburger Edition HIS Verlag.

Brandl, Werner (2019/o.J.): Der „mündige Verbraucher“ – ein Mythos zwischen Wunsch und Wirklichkeit. München: Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern. (www.stif.2.de]

Gastiger, Sigmund/Stark, Marius (Hg.) (2012): Schuldnerberatung – eine ganzheitliche Aufgabe für methodische Sozialarbeit. 1. Auflage. Freiburg/Breisgau: Lambertus.

Heidbrink, Ludger/Schmidt, Imke (2009): Die neue Verantwortung der Konsumenten. In: APuZ / Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 32-33/2009, S. 27-32.

Heidbrink, Ludger/Schmidt, Imke (2011): Die Verantwortung des Konsumenten: Über das Verhältnis von Markt, Moral und Konsum. Frankfurt/Main: Campus Verlag

Herzog, Kerstin (2015): Schulden und Alltag. Arbeit mit schwierigen finanziellen Situationen und die (Nicht-)Nutzung von Schuldnerberatung. 1. Auflage. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Lackmann, Frank (2017): Schulden erfolgreich bewältigen: Von der Pfändung bis zur Privatinsolvenz - Rechtsstand: 1. Januar 2017 (Deutsch) Taschenbuch – 18. April 2017, Hg: Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. (BAG SB)

Lazzarato, Maurizio (2011): Die Fabrik des verschuldeten Menschen. Ein Essay über das neoliberale Leben. Paris: Editions Amsterdams (b_books).

Reifner, Udo (2010): Die Geldgesellschaft. Aus der Finanzkrise lernen. 1. Auflage Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Schmidbauer, Wolfgang (2011): Das kalte Herz. Von der Macht des Geldes und dem Verlust der Gefühle. Hamburg: Murmann Verlag GmbH.

Schwarze, Uwe; Mittelstät, Kathrin (2018). „Cash und care“ – Entwicklungspfade
der Sozialhilfe zwischen materieller Grundsicherung und personenbezogenen
sozialen Diensten. In Archiv für Wissenschaft und Praxis. Ausgabe: 4/2018.
Berlin: Verlag des deutschen Vereins für private und öffentliche Fürsorge
e.V.

Simmel, Georg (1900): Philosophie des Geldes (Neuauflage 2009). Köln: Anaconda Verlag.

Thomé, Harald (2019): Leitfaden Alg II / Sozialhilfe von A-Z: Ein praktischer Ratgeber für alle, die Arbeitslosengeld II / Sozialhilfe beziehen müssen und über ihre Rechte informiert werden wollen. Verlag DVS.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "S12/2".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Diese Regel gilt von 27.08.2020 08:00 bis 01.09.2020 19:59.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • Gremienarbeit (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in Gremien) WiSe 2020 (WiSe 2020/21)
  • Die Anmeldung zu maximal 1 Veranstaltungen des Anmeldesets ist erlaubt.
  • Diese Regel gilt von 24.08.2020 08:00 bis 27.08.2020 07:59.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • PibLes (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in besonderen Lebenssituationen) WiSe 2020 (WiSe 2020/21)
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
  • Die Anmeldung ist möglich von 24.08.2020, 08:00 bis 30.11.2020, 23:59.
Veranstaltungszuordnung: