Übung: BA S Hi/S10.1/1h Systemische Beratung - Trainingskurs A/g (KiMsta) - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Übung: BA S Hi/S10.1/1h Systemische Beratung - Trainingskurs A/g (KiMsta)
Veranstaltungsnummer BA S Hi/S10.1/1h
Semester SoSe 2020
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 21
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Stg BA Soziale Arbeit Hildesheim (BA S Hi)
Veranstaltungstyp Übung in der Kategorie Lehre
Erster Termin Dienstag, 17.03.2020 08:00 - 12:00, Ort: HIB_106a Seminarraum mit Beamer
SWS für Studierende 4

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

In dem Trainingskurs ‚Systemische Beratung mit Kindern, Jugendlichen und Familien’ geht es darum, das vernetzte, kontextbezogene Denken zu reflektieren und sich mit dem Menschenbild des radikalen Konstruktivismus vertraut zu machen. Es werden die zentralen Methoden dieses Ansatzes (Hypothesenbildung, Genogramm-Arbeit, zirkuläres Fragen, Ressourcenanalyse, Refraiming etc.) vorgestellt und ausprobiert.
Mit Hilfe von Videos, Life-Demonstrationen und Rollenspielen wird in Kleingruppen geübt:
• Wie wird die Beratung optimal vorbereitet? Wie komme ich mit Kindern und Jugendlichen gut in Kontakt?
• Wie sieht der Ablauf einer ersten Sitzung aus?
• Welche Unterschiede gibt es zwischen Einzel-, Eltern- und Familiengesprächen?
• Wie gelingt es mir, einen guten Kontakt – auch zu ‚schwierigen’ Klienten - herzustellen und aufrecht zu erhalten? Wie lassen sich insbesondere Jugendliche motivieren?
• Wie gehe ich vor, wenn jemand zwangsweise zu mir in die Beratung kommt oder die Beratung vom Jugendamt oder anderen Institutionen ‚angeordnet’ wird (meine Position zwischen Beratung und Kontrolle)?
• Wie gehe ich mit ‚Widerstand’ um und was tue ich, wenn ich in einer ‚Sackgasse’ gelandet bin?
• Wie kann ich weitere Helfersysteme (z.B. Jugendamt, Schule, weitere Angehörige usw.) zur Unterstützung einladen?
• Wie gelingt es mir, meine sprachliche Kompetenz zu erhöhen (sinnvolle, hilfreiche und kindorientierte Fragen zu stellen?

Die beschriebenen Theorie- und Praxisteile werden ergänzt durch Selbstreflexion in Kleingruppen (Aus welchem ‚System’ stamme ich und wie prägt dies meine Wahrnehmung von bestimmten Klienten und Beratungssituationen?)



Die systemische Beratung beruht auf Erkenntnissen der modernen Systemwissenschaften wie u.a. der Systemtheorie, der Kommunikationstheorie und der Kybernetik.
Auf der Grundlage dieser Modelle betrachtet die systemische Beratung Störungen bzw. Symptome eines Individuums im Interaktionsgeflecht seiner Beziehungen. Diese werden also nicht intrapsychisch gedeutet, sondern als Beziehungsphänomene beschrieben. Erklärungsansätze berücksichtigen entsprechend den Lebenskontext (situativ, familiär, gesellschaftlich, historisch) des Individuums, in dem sein Verhalten Sinn macht und somit verstehbar wird.
Statt einseitig gerichteten Ursache-Wirkungs-Ketten (lineare Kausalität) zu folgen, beschreibt die systemische Herangehensweise, wie sich Verhaltensweisen gegenseitig bedingen (Zirkularität, Rekursivität, Selbstreferenz).

Die Erkenntnis der Vernetztheit und Selbstreferenz von Verhaltensabläufen lässt nicht den Schluss zu, dass Eigenverantwortlichkeit und Entscheidungsfähigkeit eines Individuums aufgehoben sind. Die systemische Beratung geht im Gegenteil davon aus, dass jeder Mensch Fähigkeiten und Ressourcen hat, seine Situation mitzugestalten und nicht (nur) Opfer innerer oder äußerer Umstände oder einer Krankheit ist.

Weitere wichtige Grundlage sind die Ideen des Konstruktivismus. Dazu gehört die Erkenntnis, dass es keine vom Beobachter unabhängige Wirklichkeit gibt und dass bereits der Beobachtungsvorgang verändert, was beobachtet wird. Das bedeutet konkret: Therapeuten/Berater können nicht länger die Rolle des unbeteiligten Beobachters einnehmen. Sie bestimmen vielmehr die Eigenschaften des beobachteten Systems mit und damit werden sie in die beobachtete Wirklichkeit einbezogen, sind Teil von ihr. Konsequenz: Therapeuten/Berater müssen Verantwortung für ihr Verhalten, ihre Beschreibungsmodelle sowie deren Implikationen übernehmen.


Systemisch arbeitende Berater/ Beraterinnen
• sind sich der Subjektivität ihrer Beschreibung der Wirklichkeit bewusst
• entwickeln möglichst viele, auch konträre Hypothesen
• arbeiten ressourcen-, lösungs- und zielorientiert statt pathologisierend und defizitorientiert
• unterstützen ihre Klienten und Klientinnen in einer vielschichtigen, systemischen Sichtweise sowie in ihrer Selbstverantwortung für Veränderungen.

Dafür verfügt die systemische Beratung über eine Vielzahl von Methoden, welche je nach Kontext modifiziert werden müssen. Dazu gehören unter anderem:
• Detaillierte Kontextklärung (Wie macht ein Symptom, eine Verhaltensauffälligkeit, eine Krise in diesem Kontext Sinn?)
• Hypothesenbildung (der Versuch, alle über ein bestimmtes System zur Verfügung stehenden Informationen entsprechend einer zirkulären Sichtweise zu ordnen)
• Zeichnen und Analyse von Genogrammen (Familienstammbäumen) oder Organigrammen (Organisationsschemata)
• Zirkuläres Befragen (eine spezielle Fragetechnik die darauf abzielt, als Berater sowohl relevante Informationen über ein System zu gewinnen als auch dem System neue Informationen anzubieten).
• Reflecting Team (die Zusammenarbeit mit Kollegen/einem Team, welche die Sitzung mitverfolgen und ihre jeweiligen Sichtweisen – in Anwesenheit des Klienten - hinzufügen).
• Externalisierung (Symptome oder Probleme werden wie ein außerhalb des Klienten liegendes ‚Ding’ betrachtet, um sie greifbarer zu machen und ihnen eine Gestalt zu geben.)


Um erfolgreich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, ist es hilfreich, sich auf ihre Welt, ihre Sprache und ihre Ausdrucksformen einzustellen. Wenn Berater und Beraterinnen spielerisch vorgehen und kreative Techniken nutzen, können sie zu alternativen Handlungsweisen einladen. Dabei ist es wichtig, den Blick auf das ganze Familiensystem zu behalten und auch Methoden anzuwenden, die für Erwachsene stimmig sind. Eine gute Balance zwischen kind- und erwachsenenorientiertem Vorgehen und die Auswahl des richtigen Settings (Zusammensetzung des Personenkreises) sind wichtige Aspekte der systemsichen Beratung.

BITTE BEACHTEN SIE: ZUSÄTZLICH ZUM PLENUM GIBT ES IN ALLEN BERATUNGSKURSEN VERBINDLICHE 14-TÄGIGE TREFFEN IN PEERGROUPS ALS TEIL DES SELBSTSTUDIUMS. DIESE GRUPPE WERDEN BEIM ERSTEN TREFFEN GEBILDET.
ALLE BERATUNGSKURSE AN DER HAWK HABEN EINE ANWESENHEITSPFLICHT.

Einführende Literatur allgemein:
Arist von Schlippe/Jochen Schweitzer: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Göttingen, Verlag Vandenhoeck&Ruprecht, 2016
(Das Buch entwickelt, jederzeit praxisbezogen, die theoretischen Konzepte, die hinter systemischem Denken stehen, macht eingehend vertraut mit den Techniken und Anwendungsmöglichkeiten und veranschaulicht sie an zahlreichen Fallbeispielen. Ein sehr gutes Grundlagenwerk zum Einstieg).

Rüdiger Retzlaff: Spiel-Räume. Lehrbuch der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Stuttgart, Verlag Klett-Cotta, 2008
(Ein umfassendes und praxisorientiertes Handbuch zu vielen Stationen und Methoden der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, welches zum Stöbern und Ausprobieren einlädt.)

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "S10.1 Beratung".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Diese Regel gilt von 27.01.2020 08:00 bis 30.01.2020 07:59.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • PibLes (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in besonderen Lebenssituationen) SoSe 2020 (SoSe 2020)
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
  • Die Anmeldung ist möglich von 27.01.2020, 08:00 bis 05.04.2020, 23:59.
  • Die Anmeldung zu maximal 1 Veranstaltungen des Anmeldesets ist erlaubt.
  • Diese Regel gilt von 30.01.2020 08:00 bis 06.02.2020 20:00.
    Die Anmeldung ist nur für Teilnehmende mindestens einer der folgenden Veranstaltungen erlaubt:
    • Gremienarbeit (Vorzeitiges Eintragen für Studierende in Gremien) SoSe 2020 (SoSe 2020)
Veranstaltungszuordnung: